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Der Mardi Gras gab Ukyou die Kraft, sich zu outen.

Sydneys Mardi Gras gab Ukyou den Mut, sich an diejenigen zu wenden, die ihm am nächsten standen. Jahre später möchte er ein „Leuchtfeuer“ für die jüngere Generation sein — und er wird seine Familie an seiner Seite haben.

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Ukyou Forsyth (links) wird mit seiner Familie an der diesjährigen Mardi Gras-Parade teilnehmen. Credit: Ukyou Forsyth

Die wichtigsten Punkte
  • Bei der diesjährigen Mardi Gras Parade in Sydney wird es zwei japanische Festwagen geben
  • Ukyou Forsyth wird mit sechs seiner Familienmitglieder auftreten
  • Er hofft, jüngere Menschen zu inspirieren, die mit ihrer Sexualität zu kämpfen haben
Der schwule und lesbische Mardi Gras in Sydney nimmt einen besonderen Platz im Herzen von Ukyou Forsyth ein.

Die Parade, die größte LGBTQIA+-Veranstaltung auf der Südhalbkugel, fällt jedes Jahr kurz vor seinen Geburtstag.

Darüber hinaus sagt der Japanisch-Australier, dass es ihm vor fast acht Jahren die Kraft gegeben hat, sich vor seiner Familie und seinen Freunden zu outen.

„Beim Mardi Gras konnten alle ihre Sexualität frei zum Ausdruck bringen. Mir wurde klar, dass es nichts war, wofür man sich schämen müsste", erzählt Ukyou.
Es gab mir den Mut, mich zu outen. Und selbst wenn es nicht geklappt hätte, wusste ich, dass ich hier meinen Platz hatte.
Ukyou Forsyth
Als dritter Sohn von acht Geschwistern, wurde Ukyou als Sohn eines australischen Vaters und einer japanischen Mutter geboren und verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in Hiroshima, Japan.

Obwohl sich Ukyou in seiner Jugend „anders“ fühlte, konnte er sich niemandem anvertrauen und leugnete weiterhin seine Identität.

„Bis ich mich outete, glaubte ich, es sei etwas, das geheim gehalten werden musste, unausgesprochen. Ich war entschlossen, das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen", sagt Ukyou.
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Ukyou (dritter von rechts) und seine Familie in früheren Jahren. Credit: Iori Forsyth
Als er aufwuchs, gewannen Okama-Talente in den japanischen Medien an Bedeutung.

Dieser stereotypische Begriff wird verwendet, um männliche Homosexuelle zu beschreiben, insbesondere solche, die feminin sind oder Crossdressing praktizieren.

Es war oft mit negativen Konnotationen verbunden.

„Ich war nicht wie sie. Ich war ein Mann, der Männer mochte, aber ich wusste nicht, was das bedeutete.

Schwule wurden negativ bewertet, aber niemand hat mir davon erzählt oder mich darüber aufgeklärt.“
Es gab keine Leute um mich herum, die mir sagen konnten, dass es okay ist, schwul zu sein.
Ukyou Forsyth
Während er in der Vergangenheit bereits am Mardi Gras teilgenommen hat, wird Ukyou in diesem Jahr zum ersten Mal an der Parade teilnehmen, und dabei von sechs weiteren Mitgliedern seiner Familie begleitet - darunter seine Mutter Sachiko.

„Einst war es etwas, das versteckt werden musste, aber jetzt feiern sie alle mit mir, meine Individualität. Es kommt selten vor, dass heterosexuelle Menschen zusammenkommen oder involviert sind, daher freue ich mich sehr" , sagt er.

Ukyou hofft, dass er durch seine Teilnahme an der Parade Mitgliedern der jüngeren Generation, die möglicherweise ähnliche Schwierigkeiten durchleben, Mut machen kann.
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Ukyous Schwester Iori (rechts) war die erste Person, der Ukyou von seiner Sexualität erzählte. Credit: Ukyou Forsyth
Seine Mutter hat noch nie eine Mardi-Gras-Parade gesehen, freut sich aber darauf, Teil des Festwagens zu sein.

„Ich kenne mich mit der LGBT [Community] immer noch nicht so gut aus, aber ich freue mich darauf, als Familie durch diese Parade mehr zu lernen“, erzählt Sachiko gegenüber SBS Japanese.


Rückblickend auf das Coming-Out ihres Sohnes sagt die Mutter von acht Kindern, es täte ihr „leid“, dass sie Ukyou trotz des 19-jährigen Zusammenlebens nicht bemerkt habe.


„Ich habe mir Sorgen gemacht, ob ich Ukyou jemals verletzt habe“, sagt sie und betont, dass sich zwischen den beiden nichts geändert hat.


„Das Glück des Kindes ist der größte Wunsch der Eltern. Wenn er also glücklich ist, bin ich auch glücklich.“

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Credit: Ukyou Forsyth
An Ukyous Festwagen werden sich eine Reihe von Menschen aus Japan beteiligen, unterstützt von der japanischen gemeinnützigen Organisation Colourful Change Lab, der Organisation, die hinter Kyushus jährlicher Rainbow Pride-Feier steht.


Die Organisation wandte sich an die Forsyths, nachdem sie letztes Jahr beim Mardi Gras eine weitere Gruppe, die sich selbst Gender Free Japanese nennt, gesehen hatte die für die Gleichstellung der Ehe in Japan auftrat.

Japan ist immer noch das einzige Land der G7, das gleichgeschlechtliche Ehen oder Partnerschaften nicht vollständig anerkennt.

Gender Free Japanese wird auch in diesem Jahr zusammen mit dem Festwagen von Ukyou an der Parade teilnehmen, wodurch sich die Gesamtzahl der teilnehmenden Japaner auf über 100 erhöht.
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Gender Free Japanese debuting in last year's Mardi Gras. Credit: Yusuke Oba
„Wir hoffen, dies jedes Jahr fortzusetzen und die Welt über die aktuelle Situation in Japan zu informieren“, sagt Ayaka Yamada von Gender Free Japanese.

Es bietet Menschen die Möglichkeit, zu lernen und sich mit der LGBTQIA+-Community vertraut zu machen, fügt ihr Partner Koki Yamada hinzu.

Für Masaru Ito, der die Gruppe gegründet hat und sich nicht als LGBTQIA+ identifiziert, ist die Gruppe ein Weg, seinen Freunden in der Community seine Unterstützung zu zeigen.

„Ich hoffe auf eine gleichberechtigte Ehe in Japan und hoffe, der jungen japanischen Generation, die mit ihrer Identität zu kämpfen hat, Mut machen zu können“, sagte er.
Ukyou setzt sich für die LGBTQIA+-Community in Japan ein und teilt weiterhin seine Erfahrungen auf dem seiner Familie.

Er hofft, ein „Leuchtfeuer“ und eine „Quelle des Mutes“ für diejenigen zu sein, die möglicherweise mit ihrer Sexualität zu kämpfen haben.

Die 45. Mardi Gras-Parade kehrt am 25. Februar in die Oxford Street in Sydney zurück.

Zeitgleich mit dem wird die Parade mit über 200 Festwagen die größte aller Zeiten sein. 12.500 Teilnehmer*innen werden ihre Leidenschaft zum Ausdruck bringen und sich für Gleichberechtigung einsetzen.


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Published 23 February 2023 5:53pm
By Yumi Oba
Source: SBS


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