Wie werde ich Australier?

Die australische Staatsbürgerschaft ist ein Privileg, das jährlich 70.000 Menschen erteilt wird. Doch aufgepasst, es fällt einem nicht einfach in den Schoss.

Wie werde ich Australier?

Staatsbürgerschafts-Zeremonie. Source: AAP

Seit 1949 ist die australische Staatsangehörigkeit über fünf Millionen Mal erfolgreichen Bewerbern zugesprochen worden. Ganz so leicht fällt einem dieses Privileg aber nicht in den Schoss, beziehungsweise nicht mehr. Reichte es noch vor 25 Jahren, nach zwei Jahren Daueraufenthalt eine Gebühr von 50 Dollar zu bezahlen, um das begehrte Dokument in den Händen zu halten, muss man heute mehr dafür tun.
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Man muss sich einem Staatsbürgertest und einem Sprachtest unterziehen und nach wie vor gewisse Visa-Auflagen erfüllen. Allererste Voraussetzung ist, dass man ein Daueraufenthaltsrecht seit mindestens einem Jahr hat, bzw. ein sogenannter "permanent resident" ist. Ein Arbeitsvisum oder ein Studentenvisum reichen nicht aus.

Der Bewerbungsprozess an und für sich ist ein einfacher. Damit alles etwas schneller geht, empfiehlt das "Department of Home Affairs", dies online zu tun. Die Wartezeit beträgt dennoch im Durchschnitt etwa 14 Monate.

Erfolgreiche Bewerber müssen auch den Staatsbürgertest bestanden haben, in dem sie ihr Wissen über das Land sowie über die Rechte und Pflichten als australischer Staatsbürger beweisen. Weiter wird auch geprüft, wie gut die Englischkenntnisse sind und ob man fähig ist, den Test am Computer, der etwa eine halbe Stunde dauert, zu absolvieren.

Zwanzig Multiple-Choice-Fragen müssen beantwortet werden, auf die man sich allerdings vorgängig gut vorbereiten kann. Dazu hilft das Online-Handbuch , das einen gut aufgebauten Überblick über das Land, seine Demokratie, den Rechten, seiner Gesetze und der Regierungsstruktur vermittelt.
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Die meisten Bewerber bewältigten den Test in den vergangenen zwei Jahren mit einer 75-prozentigen Trefferquote, das heisst, sie haben bestanden. Lediglich 1,4 Prozent der Bewerber fielen durch.

Doch wie überall, könnte auch für zukünftige Bewerber ein eisigerer Wind wehen, denn das "Department of Home Affairs" schielt mit der Möglichkeit, Kandidaten, die den Test mehrmals nicht bestanden haben, temporär einen Riegel vorzuschieben. Mit anderen Worten: wer drei Mal durchgefallen ist, muss zwei Jahre warten, bis er sich erneut bewerben kann.

Die Bundesregierung arbeitet des Weiteren an einer Gesetzgebung, die vorschreibt, dass Kandidaten einen separaten Englischtest absolvieren, in dem sie "kompetente" Lese-, Schreib-, Hör- und Sprachfähigkeiten vorzeigen müssen, die dem Niveau von 5.0 eines IELTS-Tests entsprechen.
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Eine weitere gravierende Geseztesänderung könnte im Juli dieses Jahres in Kraft treten, nämlich dann, wenn das Parlament dem Vorschlag zustimmt, das Minimum eines Daueraufenthalts von einem Jahr auf vier Jahre zu erhöhen. Mit anderen Worten: erst nach vier Jahren als "permanent resident" ist man berechtigt, sich für die Staatszugehörigkeit zu bewerben.

Gehört man zu den Glücklichen, denen die Staatszugehörigkeit nach all den Tests und Bedingungen zugesprochen wird, ist man dazu verpflichtet, an einer offiziellen Zeremonie ein Gelöbnis abzulegen. Beim Gelöbnis hat man die Wahl, sich entweder "im Namen Gottes" für den Staat zu verpflichten, oder eben nicht unter seinem wachsamen Auge.

Etwa 100.000 neue australische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen nehmen jährlich an solchen Zeremonien teil. Viele finden auch am "Australia Day" statt.

Die meisten Zeremonien werden von der zuständigen Stadt- oder Gemeindeverwaltung organisiert und dauern meist ein bis zwei Stunden. Der Bürgermeister liest zuerst die Präambel, die erneut auf die Rechte und Pflichten eines jeden Staatsbürgers hinweist, danach wird eine Regierungsbotschaft verlesen und die Landeshymne gespielt, bevor die neuen Bürger ihr Gelöbnis ablegen.
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Je nach Gemeinde bekommt man ein kleines Geschenk, etwa eine australische Pflanze für den Garten. Doch alle kriegen ein farbenfrohes Zertifikat, das berechtigt, sich von nun an "Australier" zu nennen.




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Published 22 January 2018 4:47pm
Updated 12 August 2022 3:42pm
By Adrian Plitzco, Amy Chien-Yu Wang


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